Sepp Kinninger

Mensch und Künstler

 

Sepp Kinninger wird 1929 im Rottal in Niederbayern als siebtes von zehn Kindern geboren. Er wachst in einfachsten, aber liebevollen Verhältnissen auf.
An die akademische Ausbildung seines künstlerischen Talents ist vor diesem Hintergrund in der Nachkriegszeit nicht zu denken.
Doch der Wunsch, der Wille, ja der Drang, sich über die bildende Kunst auszudrücken, widersteht allen einschränkenden Bedingungen und ist Triebkraft für ein lebenslanges künstlerisches Schaffen.

 

Die Berge seiner bayerischen Heimat, Rosenheim und der Chiemsee, das Inntal und der Samerberg sind das Sujet vieler Bilder.
Seit den 70er Jahren zieht es ihn regelmäßig nach Griechenland.
Rhodos, Patmos und auch Kreta werden zu seiner zweiten Heimat: Ägäis und die griechischen Inseln inspirieren mit ihrem Licht, ihrer Ästhetik und Mythologie für Jahrzehnte sein bildnerisches Werk.
In den späten Jahren folgen Reisen in den Orient und in die Wüste. Tunesien, Marokko und Ägypten – eine Welt, die ihn bis zum Schluss fasziniert und künstlerisch herausfordert.

 

„Seine Bilder haben auf den ersten Blick etwas seltsam Unaufgeräumtes. Da ist nicht großräumig geformt und disponiert, verströmt sich ein spontaner Impuls, der sich zuerst zu Farben, dann zu heftigen Bewegungen, dann erst allmählich zu erkennbaren Räumen und dann schließlich zu Bildern verdichtet, sie am Ende fast schon überfüllt mit einer immer weiter über die Fläche flirrenden Bewegung.
Die Farbkreide- Arbeiten zeigen diesen eruptiven Prozess der ecriture vielleicht am schönsten, da die Farben hier weitgehend unvermischt und ungebrochen stehen blieben, man den Fortgang schicht- und phasenweise mitverfolgen kann. In den Aquarellen äußert er sich als energisches Mit- und Gegeneinander von sich überlagernd malerischen und energisch konturiend graphischen Elementen. In der eigentlichen Malerei erzeugt er dieses sonderbare Flirren, an dem man einen Sepp Kinninger sofort erkennt.“
( Klaus Schönmetzler, Kulturreferent des Landkreises Rosenheim, im November 2009 )

 

Von 1977 bis 2003 zeigt er seine Werke in einer Vielzahl von Ausstellungen im In- und Ausland. Er ist Mitglied der Neuen Künstlerkolonie Brannenburg.

 

Im Juli 2004 verstirbt Sepp Kinninger nach kurzer schwerer Krankheit.
Er hinterlässt einen bedeutenden Nachlass an großartigen Ölgemälden, Aquarellen, Zeichnungen, Skizzen und Drucken.

 

In der Retrospektive „ Impressionen und Begegnungen“ war sein Schaffen im Jahr 2009 einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.
„ Es ist die Begegnung mit einem eigenen Stil,in dem Kinninger die klassischen Stile des späten 19. und des 20. Jahrhunderts aufgenommen und nicht imitiert, sondern für sich umgestaltet hat. Eigentümlich sind nicht nur die kräftigen und intensiven Farben, die er häufig mit pastosem Strich aufgetragen hat, sondern auch die Mischung von malerischen und unruhigen graphischen Elementen, von satter Farbigkeit und spontanem Impuls.Das erzeugt Spannung, verleiht den Bildern Unruhe, lässt sie nicht glatt und nur schön sein.“
( R. Feichtner, OVB Rosenheim, im November 2009 )

 

2012 kaufte das Städtische Museum der Stadt Rosenheim eine Reihe von Sepp Kinningers Werken an. Sie waren im Jahr 2013 in der Sonderschau „ Bildgut“ zu sehen. Die Ausstellung dokumentierte den Wandel im Erscheinungsbild der Stadt Rosenheim, und sie zeigte, dass Sepp Kinninger auch ein bedeutender Chronist seiner Zeit und seiner Heimat war.